Reisebericht: Roadtrip Neuseeland 2019 Teil 1

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1 Station, Auckland:

Nach 24 Flugzeit und einem Zwischenstopp in Singapur landete ich endlich auf dem Auckland International Airport. Nach meiner Landung habe ich noch knapp 2 Stunden für die Einreise und die Überprüfung meines Gepäcks benötigt. Da ich Outdoorkleidung im Gepäck hatte welche auf Pflanzenrückstände kontrolliert werden musste, wurde mein Koffer einmal aus- und wieder eingeräumt. Dies wird sehr streng kontrolliert, um keine fremden Arten einzuschleppen.

Nach dieser langwierigen Prozedur, ging es per Shuttle Bus zur Mietwagen Station von Jucy Rentals. Hier habe ich schon lange im Vorraus ein Mietauto für die kompletten 2 Monate meines Trips gebucht und bezahlt. Ich musste also dort nur noch auf mein Auto, einen 4-türigen Nissan warten. Dabei habe ich einem Vater einer deutschen Familie zugeschaut wie er versucht hat, seine Frau + 3 Kinder + Surfbretter + ca. 7 Koffer und 5 Rucksäcke in einen Kleinwagen zu verfrachten… das verzweifelte Gesicht des Vaters werde ich so schnell nicht vergessen.

Nach einer kurzen Einweisung durch eine Mitarbeiterin von Jucy Rental konnte ich dann auf der rechten Seite im Auto sitzend im neuseeländischen Linksverkehr zu meiner ersten Unterkunft fahren, welche sich in einem Vorort von Auckland befand. Durch meinen Irland Urlaub vorletztes Jahr, war die Umgewöhnung dieses mal nicht ganz so schlimm (dennoch stand ich kurz vor dem losfahren an der falschen Tür zum einsteigen) und ich bin heil abgesehen von der Verwechslung von Blinker und Scheibenwischer angekommen. Hier in der Nähe des Mount Eden wartete eine schöne kleine Wohnung auf mich. Soweit es geht wollte ich mich per AirBnb durch Neuseeland kämpfen und auf Hotels/Hostels verzichten.

Am ersten vollen Tag in Neuseeland ging es morgens mit dem Bus in die Innenstadt, um kurz darauf das höchste Gebäude der Südhalbkugel zu besteigen, den Auckland Sky Tower mit seinen 328m. Von zwei Aussichtsplattformen konnte man die Stadt und die weite Umgebung super überschauen und sogar ein paar mutigen beim 192m Bungee Jumpen zusehen. Von dieser erhöhten Position hatte man einen wunderbaren Blick auf die Vulkankrater, um diese herum die Millionenstadt Auckland gebaut wurde.

Darauf folgte eine Hafenrundfahrt zu den vielen kleinen Inseln in der wellengeschützten Bucht und unter der Auckland Bridge hindurch bei der ich gleich einmal die Stärke der Sonne auf der Südhalbkugel kennenlernen durfte. Eine Stelle am Hals hatte ich vergessen einzucremen und nach nicht einmal 15 Minuten in der Sonne hatte ich den ersten (und hoffentlich letzten) Sonnenbrand meines Urlaubs. Besonders schön auf der Rundfahrt war die Skyline von Auckland die fast unverkennbar am Horizont zu sehen war.

Nach der Hafenrundfahrt ging es in eine zuvor ausgesuchte Sports-Bar um bei einem Hotdog und Pizza den diesjährigen Superbowl anzuschauen. Im Gegensatz zu Deutschland konnte ich hier gemütlich bei Tageslicht das Spiel ansehen und musste nicht bis 4 Uhr Morgens wach bleiben – wobei das bei meinem Jetlag wohl auch kein Problem gewesen wäre. Leider war das diesjährige Spiel eines der langweiligsten und den Punkten nach das geringste in der Geschichte des Superbowls… aber um gegen den Jetlag zu kämpfen und in Neuseeland anzukommen kam der gerade recht und ich machte mich Abends auf den Rückweg in meine Unterkunft.

Den nächsten Tag startete ich mit einem echten Englischen Frühstück, Speck, Eggs Benedict, Pilze, Tomaten und Beans on Toast machten den Start perfekt und ich war fit für die weitere Erkundung der Stadt.

Durch den klaren Himmel machte ich mir für den Abend wenig Hoffnung auf ein schönes Bild der Skyline dennoch machte ich mich zeitig mit meiner Kamera auf um den Mount Eden zu erklimmen. Ebenso wie die restlichen Erhebungen in Auckland ist auch der Mount Eden ein schlafender Vulkan. Dies war aber auch schon auf den ersten Metern erkennbar, bei jedem Schritt wirbelte schwarzer Vulkanstaub herum. Der Mount Eden wird von den Auckländern gerne in deren Freizeit verwendet, vor allem in den kühlen Abendstunden sind hier viele am Joggen, Mountainbiken oder einfach nur zum Picknicken unterwegs weshalb es auf meinem Weg nach oben ziemlich zu ging. Der Aufstieg dauerte keine 30 Minuten und von jedem der vielen Gipfel mit klar erkennbaren trichterförmigen Kratern hatte man einen tollen Ausblick auf die Stadt. Leider war wie vermutet kaum eine Wolke am Himmel, doch genau hinter dem Auckland Sky Tower machte sich kurz vor Sonnenuntergang eine kleine Wolke breit die durch die tief stehende Sonne in sanften Pink angestrahlt wurde und so mein erstes Bild auf diesem Trip perfekt machte.

2. Station, Northland:

Nach den ersten paar Tagen in Auckland ging es für mich nordwärts. Mein Plan war zuerst bis ans Cape Reinga, dem nördlichsten Zipfel Neuseelands zu fahren, vorerst ging es aber nicht so weit in den Norden. Der am Anfang noch gut ausgebaute Motorway (2-spurig mit Tempolimit 100) ging bald in eine unebene Landstraße mit Schlaglöchern über, was laut den Neuseeländern immer noch eine super Straße ist (was ich nachträglich bestätigen kann). Das Detail das mir am besten in Erinnerung geblieben ist, waren die unzähligen überfahrenen Opossums und Hasen auf der Straße, geschätzt gab es keine 50 Meter Straße ohne einen Tierkadaver (in den USA waren es die Überreste von geplatzten Reifen, hier die Opossums). Den letzten Tipp den mir meine Gastgeberin in Auckland mit auf den Weg gab, war ein Besuch von Waitangi da diese Stadt auf dem Weg zu meiner letzten Unterkunft lag und am Tag meiner Abfahrt der Nationalfeiertag Waitangi Day stattfand – was sie mir jedoch nicht gesagt hatte. Das merkte ich schließlich als ich kurz vor Waitangi im Stau steckte und schon Kilometer vor der Stadtgrenze die Autos im Straßengraben parkten.

Der Waitangi Day symbolisiert den Abschluss eines Vertrages zwischen den einheimischen Maori und den weißen Siedlern welcher vor mehr als 100 Jahren von beiden Seiten unterzeichnet wurde und als der Grundstein von Neuseeland als geeinte Nation bezeichnet wird. Dementsprechend kann man sich das Ausmaß der Feierlichkeiten vorstellen, sogar die Premierministerin war anwesend. Als ich vergeblich versucht habe einen Parkplatz zu ergattern fuhr ich schließlich weiter zu einem weiteren kulturellen Ort, dem ältesten Steinhaus Neuseelands (the Stone Store) mit angrenzendem Freilichtmuseum eines traditionellen Maori Dorfes (Kororipo Pa). Hier war der Eintritt wegen des Nationalfeiertages frei und ich konnte mir das alte Missions-Haus und das Maori Dorf kostenlos ansehen.

Danach ging es zu meiner Unterkunft, auf eine kleine Kiwi Farm in der Nähe von Waipapa, die direkt an einem See lag. Die Gastgeber, Gerard und Kathryn waren ein sehr nettes Ehepaar die mich gleich mit dem Satz begrüßt haben: “Wenn du dich hier nicht zu Hause fühlst machst du etwas falsch”, aber das war kein Problem, da ich so herzlich aufgenommen wurde, war das mit dem Zu Hause fühlen gar kein Problem. Nicht wenig dazu beigetragen haben wohl auch die gemeinsamen Frühstücke und Abendessen die Kathryn wirklich unglaublich gut hinbekommen hat !

Von Waipapa aus, unternahm ich in den folgenden Tagen dann diverse Ausflüge zu den Sehenswürdigkeiten der Gegend:

Mein erstes Ziel war Kerikeri, die größte Ortschaft der Gegend. In diesem verschlafenen Nest gab es nicht viel zu entdecken, jedoch war es stets meine erste Wahl wenn es ums Tanken oder Verpflegung ging, da es sonst in der Umgebung nichts gab. Gleich neben Kerikeri bildet der Kerikeri River die Rainbow Falls, ein beeindruckender unterhöhlter Wasserfall, der in einem kleinen von Kiwis bewohnten Wald liegt. Durch die Größe des Wasserfalls hatte ich tatsächlich Probleme ihn komplett ins Bild zu bekommen. Und kurzzeitig bildete sich durch einen Lichtstrahl aus den Wolken auch ein Regenbogen in der Gischt des donnernden Wassers.

Zwei Tage nach dem Waitangi Day habe ich es dann noch einmal mit meinem Besuch des Waitangi Treaty Grounds probiert und war erfolgreicher als am Vortag. Nur noch die im Abbau befindlichen Zelte erinnerten an die tausenden Menschen die sich zwei Tage vorher hier dicht an dicht gedrängt haben. Auch die zwei 50 Meter langen Kriegs-Kanus (bei den Maori auch Waka genannt) lagen noch am Strand in denen tags zuvor zu den Feierlichkeiten noch Maori gepaddelt sind. Ich schaute mir das dort befindliche Museum sowie die wunderschönen Außenanlagen an, weite auf Steilklippen ausgebreitete Wiesen von denen man seinen Blick in die Bay of Islands schweifen lassen kann. Als ich dort auf einer Bank unter einem Baum mein Sandwich verspeiste, überkam mich eine seltsam friedliche Stimmung und ich merkte zum ersten Mal, dass ich im Urlaub angekommen war, keine Gedanken mehr an die Arbeit, an zuhause oder sonstiges hatte, in diesem Moment fühlte ich mich frei. Von den Treaty Grounds aus führte ein Wanderweg ins Landesinnere zu den Haruru Falls. Da ich noch den ganzen Nachmittag Zeit hatte, beschloss ich mich mit der Kamera bepackt dem Weg zu folgen.

Einen Tag nutzte ich für die Erkundung der Gegend rund um Waipapa. Mein erstes Ziel war der Puketi Kauri Tree Forest, einem der letzten Wälder Neuseelands in dem noch die mächtigen Kauri Bäume zu finden sind. Mit Stammdurchmessern von mehreren Metern und Höhen von bis zu 50 Metern gehören sie auch zu den größten Bäumen der Welt. Durch intensive Holzwirtschaft und einer Pflanzenseuche sind diese Bäume jedoch extrem selten geworden und nun auch unter Schutz gestellt. Nur noch die Maori dürfen zu traditionellen Feierlichkeiten oder zum Bau ihrer Waka noch vereinzelt Kauri Bäume fällen. Auch sind an den Parkplätzen zu den ausgewiesenen Schutzwäldern immer Wasch- und Desinfektionsstationen für Wanderer eingerichtet um die Ausbreitung der Kauri Tree Dieback Seuche zu verhindern. Hier müssen die Schuhe penibelst genau gewaschen werden, um die durch einen Pilz verursachte Seuche nicht in den Wald zu tragen. Leider spielte an diesem Tag das Wetter nicht so ganz mit also machte ich diese kleine Wanderung in Neuseeland bei strömendem Regen. Im Wald war dies jedoch kein Problem und ich ging über hölzerne Stege durch den nassen und riesenhaften Wald.

Meine nächste Station an diesem Tag war Whangaroa, eine kleine Hafenstadt nördlich von Waipapa, die geschützt in einer langgezogenen Bucht lag. Von hier aus führte ein Wanderweg oder sollte ich sagen ein Klettersteig auf den St. Pauls Rock, einer Felsformation die auch bei den Maori heilig ist. Bei nachlassendem Regen aber heftigsten Windböen kämpfte ich mich an Metallketten entlang den Berg hoch bis an den Gipfel. Entlang des Weges fielen mir immer wieder Häufchen an weißen Muscheln auf, die ich mir vorerst nicht erklären konnte, wie mir später aber erzählt wurde es sich hierbei um Opfergaben der Maoris handelte. Am Gipfel angekommen bot sich mir ein atemberaubender Ausblick auf die Whangaroa Bay mit ihren verzweigten Wasserwegen, Buchten und Inseln. Mit etwas Mühe und meinem schweren Stativ gelang mir hier ein stimmiges Selbstportrait vor dem stürmischen Himmel.

Nach dem Abstieg machte ich mich zu meinem letzten Stop für den Tag auf. Über kurvige und steile Straßen kam ich bei zunehmendem Sturm in der Matauri Bay an. Das aufgepeitschte Meer schlug hier an einen von Klippen eingezwängten weißen Sandstrand. Durch den starken Wind konnte ich meinen Plan, das Rainbow Warrior Memorial auf den Klippen zu besuchen vergessen. Es stürmte so stark, dass sich die Sandkörner auf der Haut wie Nadeln anfühlten. Ich musste mich mit einem Bild der Wellen vor den schroffen Felsen begnügen, bevor ich mich wieder ins Auto flüchtete.

 

3. Station, Coromandel:

Meine Unterkunft wählte ich dieses Mal in Thames, wo ich eine Immobilienmaklerin als Gastgeberin hatte. Dementsprechend war auch das Haus in europäischen Verhältnissen gesehen eine Villa.

Thames war der perfekte Ausgangspunkt für eine Umrundung der Coromandel Halbinsel welche ich im Uhrzeigersinn absolviert habe. Über kurvige und teils sehr steile Straßen ging es um die Halbinsel in die namensgebende Stadt Coromadel. Hier unternahm ich eine witzige Zugfahrt in einer Mini-Eisenbahn die mich auf den Gipfel eines Aussichtsberges brachte. Die Bahn war ein Lebenswerk eines Künstlers der vor allem den örtlich vorkommenden Ton für Töpfereikunstwerke nutzte und auch viele ausländische Künstler einlud um deren Kunst zu fördern. Somit entstand nach und nach ein Berg voller Töpferware durch den die kleine Bahn ca. 1 Stunde fuhr.

Das Highlight der Coromandel Halbinsel war jedoch die Cathedral Cove an der Ostküste. Ich stand am Parkplatz vor der Wahl eine 2 Stündige Wanderung bei 30 Grad zu unternehmen oder mit einen kleinen Shuttlebus die ersten 1,5h abzukürzen (ich habe mich für letztes entschieden). Ich wurde auf den Klippen abgesetzt und spazierte dann 30 Minuten einen stetig bergab führenden Weg bis zum Strand mit der Grotte hinab. Etliche Touristen hatten an diesem Tag die gleiche Idee und ich befürchtete schon das der Strand mit Touristen überhäuft ist. Als ich dann ankam zerstreuten sich meine Befürchtungen sehr schnell, da der Strand und die Grotte riesig waren (wie eben eine Kathedrale) deshalb gelangen mir mit etwas warten dann auch die besten Fotos auf meinem bisherigen Trip.

An diesem Abend durfte ich dann auch zum ersten mal in meinem Leben Bekanntschaft mit einer Verfechterin der “Flat Earth Theorie” machen… meine Gastgeberin entpuppte sich nämlich als eine Anhängerin dieses Glaubens (zusammen mit unzähligen Verschwörungstheorien die sie mir alle erklärte…)

4. Station, Rotorua:

Das erste was mir an Rotorua aufgefallen ist als ich in die Stadt gefahren bin war der beißende Geruch von Schwefel, der hier täglich über der Stadt hängt. Zuerst dachte ich, dass die Klimaanlage meines Autos kaputt ist bis ich bemerkte das der Geruch von draußen kam und mich die nächste Woche auch verfolgen sollte.

Das erste Highlight auf das ich schon lange hingefiebert habe, war der zuvor gebuchte Besuch des Hobbingen Film Sets. Diesen Traum erfüllte ich mir am zweiten Tag in Rotorua. Ich musste schon sehr früh aufstehen da ich eine Tour um 8:30 Uhr gebucht hatte. Ich würde jedem der das Filmset sehen will eine möglichst frühe Tour empfehlen da die Massen an Touristen dort im 15 Minuten Takt durchgeschleußt werden. Deshalb immer die Tour um 8:00, 8:15 oder 8:30 wählen, dann bekommt man auch gute Fotos ohne einen einzigen Touristen im Bild ! (und frühzeitig buchen ist wichtig)

Die nächsten Tage machte ich das, was man in Rotorua am besten machen kann, Vulkanische Parks besuchen. Hierzu zählten das Volcanic Valley sowie das Thermal Wonderland, beide eine kurze Autofahrt vom Stadtzentrum entfernt, und es lohnte sich beide Male den Eintritt zu bezahlen. Von dampfenden Schlammpools über giftgrüne Seen war alles geboten.

 

Als Vorbereitung meiner großen Wanderung im Tongariro Nationalpark verscuhte ich mich am etwas schattigerem Redwood Tree Walk. Günstiger weise lag der Redwood Wald direkt vor der Haustür meiner Unterkunft und führte durch alte Steinbrüche über mehr als 10km durch die nähere Umgebung.

 

5. Station, Taupo:

Am schönen Lake Taupo habe ich meinen 5ten Stopp eingelegt. Mit meiner Unterkunft mit Seeblick (größte See Neuseelands) und Frühstück habe ich wieder einen Volltreffer gelandet. Bei David und Rebecca habe ich ganze 5 Tage verbracht und mich wie zu Hause gefühlt. Ich wurde Abends sogar immer zum essen eingeladen, habe mich dafür aber am letzten Abend dann revanchiert ! Keine 100 Meter entfernt gab es einen kleinen versteckten Strand den ich Abends immer für eine Abkühlung genutzt habe.

Mein Hauptgrund für den Stopp in Taupo war jedoch die Wanderung durch den Tongariro National Park. Mit der Tongariro Alpine Crossing Route welche eine der schönsten Wanderungen Neuseelands sein soll, habe ich mich am Samstag dann auseinandergesetzt. Wie es der Zufall so will, arbeitet David direkt bei einem Veranstalter der die Shuttle Busse zum Startpunkt der Wanderung organisiert. Ich bekam also im Voraus schon wichtige Infos für den Trip. Und einen Logenplatz im Bus ganz vorne 🙂

Früh morgens um 6 ging es los und um 8 war ich dann am Startpunkt der 19,4km langen Wanderung die mich bis an die Hänge des Schicksalsberges aus dem Herrn der Ringe bringen sollte. Da es wieder brütend heiß werden sollte, habe ich einiges an Ausrüstung und Verpflegung dabei gehabt:

  • Sonnencreme 50+
  • Sonnenhut
  • Fleece Pullover (mit Wind kann es auf 2000m schon mal frisch werden)
  • 4 Sandwiches, 2 Äpfel, Gummibärchen, 2 Müsliriegel
  • 3,5 Liter Wasser / Powerrade
  • Kamera + 2 Objektive
  • Wanderklamotten
  • Wanderstöcke

Der Weg ist anhand der ausgetretenen Pfade und der Touristenmassen kaum zu verfehlen. So begann meine Wanderung mit einem gemütlichen leichten Anstieg bis zu den Soda Springs, einem kleinen Wasserfall 5km vom Start entfernt. Den Wasserfall habe ich gegen 10 Uhr erreicht und es war schon ziemlich warm (25 Grad). Nun folgte das anstrengendste Stück zum South und Red Crater. Es ging über Kilometer stetig steil bergauf und das meistens über unzählige Treppen. Mit den gewonnen Höhenmetern wurde es auch ständig windiger und kälter, und die Wasservorräte gingen stetig zurück.

Trotz vieler Bäche und kleiner Flüsschen am Berg gab David uns die Warnung diese nicht als Trinkwasser zu verwenden. Beim Anblick wäre mir dies auch nicht eingefallen. Leuchtend orange und grüne vulkanische Ablagerungen bedeckten das Bachbett und machte so das Wasser ungenießbar. Der steile Anstieg lohnte sich jedoch als ich auf dem höchsten Punkt unter einem großen Stein meine Sandwiches verspeiste, mit einem Panoramablick über die Vulkankegel und Kraterseen des Tongariro National Parks. Besonders imposant und immer sichtbar war der Berg Ngauruhoe der wie ein Bilderbuch-Vulkan alle anderen Berge übertrohnt, nicht zuletzt deshalb hat wohl Peter Jackson diesen Berg als Filmkulisse für den Schicksalsberg in der Herr der Ringe Trilogie gewählt. Ich war also in Mordor angekommen, und mit mir hunderte andere wanderfreudige Touristen.

Nach der ausgiebigen Rast ging es dann eine geroll- und staubbedeckte Bergflanke hinab zu den Kraterseen (Emerald- und Blue-Lake) und ich war froh um meine Wanderstöcke und Schuhe da ich hier knapp 200 nicht gut ausgerüstete Touristen überholte.

Die Seen an sich sahen umwerfend aus mit ihren Farben, jedoch ist auch hier das trinken und baden eine schlechte Idee, was dampfende Rauchschwaden am Ufer anzeigte. Ab den Seen welche ziemlich genau auf der Hälfte des Weges lagen ging es dann nur noch bergab Richtung Parkplatz. Trotzdem war dies wohl das anstrengendste Stück, 10 km bergab mit nur noch wenig Wasser (beim Aufstieg benötigte ich einiges) ohne Schatten (wie ich dachte). So ging es dann die nächsten 5 km dahin, zum Glück hatte der Wind etwas aufgefrischt und mir war nicht übermäßig warm. Als schöne Überraschung entpuppten sich dann die letzten 5 km die sich zwar durch die langsam eintretende Müdigkeit und schmerzen der Füße durch das bergabgehen arg in die länge zogen. Hier begann nämlich dichter Wald den Weg zu umgeben und spendete wohlverdienten Schatten bis zum Parkplatz.

6. Station, Napier:

Der nächste Stopp war die Stadt der Weingüter, hier habe ich ein schönes kleines Haus in Taradale einem Vorort von Napier gebucht. Die Stadt Napier sah auf dem ersten Blick aus wie Beverly Hills mit all den palmengesäumten Straßen, erst bei näherem hinsehen bemerkt man die britischen Einflüsse wie Statuen, Promenaden und Fish&Chips Restaurants.

Generell gilt Napier auch als Art-Deco Stadt des Landes, hier gibt es besonders viele Modegeschäfte und in den Straßen finden sich überall Oldtimer aller Länder und Jahrzehnte.

Für mich war es in diesem beschaulich kleinen Städtchen erst einmal schwierig ein Restaurant fürs Abendessen zu finden. Hier macht nämlich alles um 5 Uhr zu…In einem kleinen Restaurant am Strand habe ich dann ein Neuseeländisches “Schnitzel” probiert und wurde positiv überrascht da es gar nicht so verschieden war wie unseres zu Hause.

Der nächste Tag begann für mich sehr früh, genauer gesagt um halb 6 morgens. Ich machte mich auf den Weg um den “Te Mata” Peak bei Sonnenaufgang zu fotografieren welcher keine 30 km von meiner Unterkunft ca. 400 Meter in die Höhe ragt (für Österreicher und Deutsche mag das nicht sehr hoch klingen, jedoch liegt der Berg direkt am Meer was eine super Aussicht versprach). Wie so oft auf meinen Fototouren wunderte es mich nicht, dass ich nicht allein auf dem Gipfel war. Unzählige Sportler nutzen diesen Morgen um einen Lauf oder eine Radtour auf den Gipfel zu unternehmen. Fotografiert habe nur ich 🙂 Ich war circa 40 Minuten vor Sonnenaufgang am Parkplatz angekommen und konnte mir die beste Perspektive aussuchen während ich auf der ersten Sonnenstrahlen wartete. Leider war der Himmel mit ein paar Wolken bedeckt, besonders am östlichen Horizont, deshalb dauerte es auch fast eine Stunde bis die Sonne die Te Mata Bergkette erleuchtete.

Nach meinem Zielfoto machte ich mich wieder zurück zur Unterkunft und legte mich für die Stunden die mir morgens abgegangen sind nochmal ins Bett. Um 13 Uhr wurde ich nämlich schon von einem Shuttlebus abgeholt um die Weingüter der Region zu besichtigen und deren Wein zu testen. Insgesamt ging es zu 3 Weingütern, welche kaum mehr als 5 km voneinander getrennt waren, deren Weine trotz gleicher Traubensorte aber so unterschiedlich waren wie Tag und Nacht. Die Weingüter hatten die wohlklingenden Namen Selini, Ash Ridge und Te Awa und lagen alle etwas außerhalb von Taradale. Mit mir im Bus waren noch 3 Amerikaner aus Arizona und 2 Ehepaare aus London, alle im Durchschnitt 60+, ich habe also den Altersdurchschnitt schon sehr nach unten gezogen. Unser Fahrer Dennis hat uns erst einmal direkt in die Weinstöcke gefahren und uns die Bodenbeschaffenheit und Art des Anbaus gezeigt.

Ich hätte nicht gedacht, dass Wein auf Stein- und Staubböden wächst und das im Flachland. Aber allem Anschein nach sind das die perfekten Vorraussetzungen für Weinanbau, in Kombination mit dem warmen und trockenen Klima hier an der Ostküste.

Nach der kurzen Einführung an den Weinreben, ging es nacheinander in die Weingüter wo wir jeweils 5-6 Weine testeten. Weiß, Rosé und Rotweine wurden jeweils aus der gleichen Sorte Trauben gemacht, der Geschmack unterschied sich aber enorm. Manche süß wie Traubensaft, andere rauchig wie Whiskey. Abschließend gab es noch eine Käse- und Brotzeitplatte um den Tag ausklingen zu lassen.

Zum Glück hatten wir den Shuttle Bus, ich hätte nicht mehr alleine zurückfahren können nach ca. 20 Weinsorten… Der Großteil der Gruppe hat den Wein wieder ausgespuckt, aber ich hab schließlich dafür gezahlt also hab ich auch jeden getrunken 😀

7. Station, Greytown:

Auf meinem Weg von Napier nach Wellington machte ich in der kleinen Stadt Greytown halt um von dort noch einen Abstecher in den Aorangi Forest und den Putangirua Pinnacles (Felsformation und Drehort der Herrn der Ringe) zu machen. Dafür hatte ich eine Übernachtung in Greytown eingeplant. Abends ging es dann erstmal in das Stadtzentrum des verschlafenen kleinen Dorfes und ich musste feststellen, dass ich mal wieder in einer Geisterstadt gelandet bin. Üblicherweise schließt hier alles nach 5 Uhr und ich hatte deshalb Schwierigkeiten ein Restaurant zu finden. Am Ende habe ich mich für eine kleine Pizzeria entschieden und war von der Pizza positiv überrascht. Am nächsten Tag ging es dann Richtung Wellington mit den erwähnten Abstecher zu den Felsspitzen (welche auch ein Drehort für den Herrn der Ringe waren). Hier gab es eine knapp 2 stündige Wanderung entlang des Flussbettes bis tief in die von Wetter zerklüfteten Felsformationen. Es waren wieder ca. 30 Grad und die Wanderung entsprechend anstrengend da es auf Schotter stetig bergauf ging. Gelohnt hat es sich auf jeden Fall, obwohl das Licht zum fotografieren zu hell war, war die Aussicht beeindruckend obwohl man ständig damit rechnen musste, dass einem ein Stein auf den Kopf fallen könnte. Nach dieser kleinen Wanderung ging es dann der Küste entlang Richtung Wellington.

 

8. Station, Wellington:

Mein Weg führte mich nun in der dritte Woche meiner Reise in die Hauptstadt Neuseelands, Wellington. Die Fahrt nach Wellington erwies sich als sehr entspannt trotz der sehr engen und sehr steilen Straßen und des enormen Verkehrsaufkommen in der Rush-Hour.

Hier habe ich eine Unterkunft in einem Haus im viktorianischen Stil gebucht und wurde nicht enttäuscht, vom hölzernen Klo bis zu antik wirkenden Lichtschaltern war hier alles detailgetreu von meinen zwei Gastgebern restauriert worden. Jedes Zimmer hatte sogar einen eigenen Kamin (den ich hier jedoch nicht brauchte). Für den nächsten Tag hatte ich eine ca.3 stündige Tour bei Weta gebucht. Weta ist die wohl zur zeit berühmteste Adresse in Sachen Spezialeffekte in Filmen. Von Maskenbildnern über Bühnenbilder bis hin zu digitalen Spezialeffekten wird hier hausintern alles abgedeckt. Angefangen hat bei Weta alles mit dem Herrn der Ringe, hierfür hat Weta alle Schwerter, Rüstungen, Designs und Spezialeffekte produziert. Seit dem sind jedoch schon 20 Jahre vergangen und mittlerweile wird so ziemlich jeder Film mit aufwendigen Effekten hier in Wellington beim 4000 Mann starken Team von Weta realisiert. Dazu zählen X-Men, Ghost in the Shell und aktuell die von James Cameron geplanten Avatar Vortsetzungen 2-5.

Die Tour begann mit einer kurzen Einführung in den Beginn von Weta die damals eher im Fernsehen ihr Hauptgeschäft hatten. Hierfür produzierten sie etliche Puppen und Masken für Serien und Splatter-Horrorfilme, bis schließlich Peter Jackson an die Nachbarstür klopfte und eine Kooperation für den Herr der Ringe vorschlug. Durch die Kooperation entstanden spezielle Softwareprogramme, die vor allem bei Filmschlachten und großen Menschenmengen zum Einsatz kommt.

Nach der kurzen Einführung ging es in die heiligen Hallen der Modellschmiede wo Schwertschmiedemeistern und Modellbauer bei deren Arbeit über die Schulter geschaut werden konnte. Auch die Kette vom groben Designentwurf bis zum fertigen Metallhelm wurde hier durchlaufen und endete mit einer kurzen Vorführung eines Töpfermeisters der mithilfe von Alufolie und Ton innerhalb kürzester Zeit eine King Kong Figur entwarf.

Anschließend ging es noch in eine Lagerhalle in der alte Modelle einer Fernsehserie gelagert wurden.

Dementsprechend war ich etwas enttäuscht, da ich mir etwas mehr erwartet hatte. Vor allem mehr Requisiten aus dem Herrn der Ringe. Der Grund wieso ich enttäuscht war konnte jedoch unser Guide beantworten, rechtlich gehört Weta nämlich keine einzige Requisite, diese wurden speziell für die Filme entworfen und verrotten nun in irgend einem Lagerhaus von Warner Bros. in Amerika.

Die Tour endete im Zentrum von Wellington weshalb sich ein Besuch des berühmten Te Papa Museums anbot. Während der Tour lies uns der Tourguide wissen, das Weta dem Museum beim Erstellen einer sehr bewegenden Ausstellung geholfen hat, wie genau folgt gleich. Die Ausstellung befasst sich mit dem Einsatz Neuseeländischer Soldaten und Maori im ersten Weltkrieg in Gallipolli. Zu diesem Zweck wurden mehrere lebensechte Soldaten in übermenschlicher Größe (3:1) von Weta gebaut und im Museum aufgestellt. Jeder erzählt seine eigene Geschichte und ist bis in die Nasenhaare und Schweißperlen auf der Stirn exakt nachempfunden. Diese Figuren waren auf jeden Fall das Highlight des Museums. Dennoch schaute ich mir noch eine Ausstellung der Terrakotta Armee des Kaisern Qin und eine Etage zur Geschichte der Maori an die nicht weniger faszinierend waren.

An meinem letzten vollen Tag in Wellington besuchte ich

Mt Victoria (Folgt)

abends das Zealandia Wildlife Reservat. Hier wurde mitten in der Stadt ein Wildtierreservat von riesigem Ausmaß gegründet und mit einem hohen Zaun von allen eingeschleppten Arten abgeschirmt. Dies war also meine erste Chance einen echten Kiwi in “freier” Natur zu begegnen. Da die Tiere nachtaktiv sind, buchte ich also eine Nachttour. Ausgerüstet mit Rotlichtlampe und Walkie-Talkie ging es dann bei Anbruch der Dämmerung in den Busch. Anfangs merkte man wie schnell die Stadtgeräusche verschwanden und einer unglaublich lauten Geräuschkulisse der Tierwelt wich. Vor allem die einheimische Papageienart der Kaka’s war mit ihren ohrenbetäubenden Schreien immer präsent. Nach und nach wich die Geräuschkulisse jedoch dem zirpen der Grillen, Zikaden und Weta-Heuschrecken. Dank unserer zwei erfahrenen Guides hatten wir in dieser Nacht eine unglaubliche Ausbeute an Sichtungen, wir fanden:

  • Kaka Papageien
  • Takahè Hühner
  • Aale
  • Stabschrecken
  • Glowworms (blau leuchtende Höhlenwürmer)
  • Tuataras (große Echsen)
  • Frösche
  • Und zu guter letzt gleich 3 Kiwis

Die Chance einen Kiwi zu finden liegen laut den Tourguides bei ca. 80%, wir hatten also extremes Glück, gleich 3 unterschiedliche Kiwis mehrere Minuten beobachten zu können. Im Schein der Rotlichtlampen gelangen mir auch eine Fotos mit meiner Kamera. Zum Abschluss dieses Erlebnisses gab es speziellen Buschtee nach Tradition der Maori 🙂

Extra: Unglaubliches Glück hatte ich, wie sich am Vorabend meiner Abreise ebenfalls herausstellte auch noch. Mein Gastgeber, ein pensionierter Goldschmied hat tatsächlich im Film eine Rolle gehabt, und zwar war er vor 20 Jahren zuständig für die Szene in der die Ringe der Macht gegossen wurden, wie auch der eine Ring den er sogar noch hatte und den ich in die Hand nehmen durfte.

Am 24. Februar nahm ich dann die Fähre auf die Südinsel und freute mich schon auf die Überfahrt die mit sehr hohen Wellen und enormen Wind in der Wettervorhersage angekündigt wurde. Die Fahrt an sich war jedoch gar nicht so schlimm, da das Schiff etwas langsamer fuhr damit keiner seekrank wurde. Dennoch schaukelte es ganz schön und ich war froh als wir in die windgeschützten Fjorde (hier “Sounds” genannt) einfuhren und sich das Schiff stabilisierte. Die letzte Stunde der Überfahrt wurde trotz heftigem Regen zu einem der schönsten Abschnitte da man durch enge Kanäle und Steilklippen bis nach Picton fuhr.

 

Teil 2 zur Südinsel folgt im nächsten Beitrag… Hier